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Ich traf in der Fuchsgasse 54 ein. Ein netter Portier begrüßte mich und fragte mich nach meinem Namen. Ich begab mich in den zweiten Stock, wo ich mich bei einem weiteren Portier registrieren musste. Ich wartete ungefähr 5 Minuten. Dann sah ich die Person, die ich von dem Moment an mehrere Monate begleiten sollte. Als ich sie und ihre zwei Töchter das erste Mal sah, wusste ich noch nicht, wie viel sie mit mir innerhalb der ersten Stunden und in den nächsten Monaten teilen würden.

Wir saßen dort, sprachen, tauschten uns aus und lachten. Amira* lächelte und sah mitgenommen, aber sehr glücklich aus. Wir redeten kurz und sie erzählte mir, dass sie seit 6 Jahren in Wien sei und dass sie gerade Deutsch lerne. Wie ich später erfuhr, aus eigener Kraft und eigener Willensstärke.

Nachdem der offizielle Teil unserer Vermittlung abgeschlossen war, wartete ich auf diese Frau bei dem Lift, um mit ihr und ihren Töchtern zusammen herunterzufahren und noch ein Stück spazieren zu gehen. Ich glaube, dass wir alle Menschen in unserem Leben brauchen, die uns zuhören, uns sehen und unsere Geschichte hören wollen. Wir machten uns auf den Weg Richtung Schlosspark Belvedere in Wien. Sie teilte mit mir ihr Leben, ihre Erlebnisse, ihre Herausforderungen aber vor allem teilte sie mit mir ihre Willensstärke. Amira* wuchs in Afghanistan auf und gewann in Österreich ihre Freiheit zurück. Sie lernt Deutsch, meistert jeden Tag, um ihren Kindern ein gutes Leben zu ermöglichen. Aus eigener Stärke widersetzte sie sich ihrem kulturellen Alltag und lernte zunächst das Alphabet und jetzt auch die deutsche Sprache. Ich bewundere Amiras Mut und möchte diesen mit dir teilen. Wir sprachen über ihre Rolle als Mutter, über ihre Träume und über das Leben.

Sie träumt davon, in Österreich ihren Abschluss zu machen, um den Beruf der Altenpflegerin ausführen zu können. Außerdem sind weitere Traumberufe Polizistin und Flugbegleiterin und ich weiß, dass sie diese in einigen Jahren ausführen kann, wenn sie sich weiter auf ihre Willenskraft verlässt.

Ich habe aus dieser Begegnung so viel mitnehmen können. Kulturelle Unterschiede, Wertschätzung der Familie und niemals die Hoffnung zu verlieren, sind nur einige der Dinge, die sich in mir gefestigt haben. Ich finde es so spannend zu beobachten, wie ich mit jeder Begegnung dazulerne. Über mich und vor allem darüber, wie unsere Welt funktioniert.

 

Kristin Reimer

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