Auf einmal stand ich in einem Kloster. Es war der erste Frühlingstag in Salzburg und die Kirschblütenbäume strahlten in den kräftigsten Pinktönen im Mirabellgarten. Das Osterwochenende verbrachte ich mit einer Freundin im Salzkammergut. Die Berge zogen mich schon immer an und obwohl es einen Tag ununterbrochen regnete, brachte uns nichts davon ab, eine Runde um den Fuchelsee zu drehen.
Am letzten Tag unserer kleinen Reise flanierten wir durch die Stadt Salzburg. Salzburg hat einen besonderen Zauber, der dich einfach trifft, sobald du durch die Stadt gehst. Mitten in der Innenstadt war ein Tor geöffnet und wir konnten nicht anders als reinzuschauen. Das Abenteuer des Lebens versteckt sich meist in kleinen Dingen, die am Anfang unscheinbar sind, wie dieses Tor. Ich hatte keine Ahnung, dass ich mit diesem Eintritt eine ganz neue Lebenswelt kennenlernen würde. Wir waren auf der Eröffnungsfeier eines Klosters gelandet. Das Kloster lud dazu ein, sein neu renoviertes Innenleben zu begutachten und gleichzeitig mit Mönchen ins Gespräch zu kommen. Dieser Ort faszinierte mich und ich wusste, dass ich dieses Kloster nicht verlassen werde, ohne zu verstehen, was einen Menschen zu dieser Lebensweise bewegt. Ich bin überzeugt davon, dass jeder* den Zauber seines Lebens auf eigenen Wegen findet. Für mich sind es Begegnungen, die mir neue Sichtweisen schenken. Und so war es auch die Begegnung mit Oliver*. Sonnenstrahlen fielen auf mein Gesicht und ich wusste, ich muss die Chance jetzt nutzen, um einen Mönch anzusprechen.
Oliver* erzählte mir aus seinem Leben und ich betrat eine komplett neue Welt. Für einen Mönch gibt es drei Gelübde, nach denen er sein Leben ausrichtet. Das erste Gelüb ist die Keuschheit. Oliver entschied sich als Mönch freiwillig gegen das Familienleben. Im ersten Moment dachte ich, wow, was bringt einen Menschen dazu, Familie und Fortpflanzungsgedanken hinter sich zu lassen. Aber es ist mehr als das: Oliver erklärte, dass er durch die Keuschheit nichts hinter sich ließ, sondern sein Leben dem Glauben und der ganzen Welt widme. Dieser Gedanke beschäftige mich noch lange nach unserer Begegnung- haben wir nicht alle den tiefen Wunsch, uns der Welt zu widmen und universelle Liebe zu spüren?
Das zweite Gelübd ist die Besitzlosigkeit. Keine Anhaftung an Materielles, keine Anhaftung an Menschen und ein Leben in Armut. Armut habe ich bisher immer als etwas Schlechtes aufgefasst, aber Oliver sagte mir, dass die Sorge um irgendwelche Dinge deine Zeit und Kraft frisst- und damit hat er definitiv einen Punkt gemacht. Das letzte Gelübd ist das völlige Gehorsam. Dieses beinhaltet den Menschen, die den Weg schon gegangen sind, bedingungslos zu vertrauen und sich führen zu lassen.
Zuletzt erfuhr ich, dass Oliver ganz viel reiste und an den verschiedensten Orten der Welt Brüder hat. Eine Begegnung, die ich nicht vergessen werde und die mich eine neue Lebenweise verstehen lässt.
Was war deine letzte Begegnung?
Der Text gefällt mir sehr gut. Ich persönlich habe noch keinen Mönch kennengelernt. Die Lebensweisen der Mönche konnte ich früher nie nachvollziehen, doch so älter ich werde und desto länger ich den „normalen“ Lebensweg beschreite, umso mehr kann ich verstehen, warum man sich für ein Leben ohne materielle Güter und anderen Verpflichtungen entscheidet.
Das geschriebene erinnert mich daran, dass es die kleinen Dinge im Leben sind, die wirklich glücklich und zufrieden machen. Durch die ganzen Optionen und ständigen Verbesserungen/Optimierungen, verkennt man manchmal, was wirklich zählt.
Moin Kristin interesante Geschichte von dir .
Meine letzte Begegnung war letzte Woche mit einem Friedhofsgärtner , es ist interessant einem Menschen Zuzuhören von seiner Arbeit den man nicht kennt.
Kristin toll mach weiter so. VG Jörg
Liebe Kristin,
Ich lese deine Geschichten immer wieder mit großer Begeisterung.
Auch ich habe noch keinen Mönch getroffen, doch auch jede andere Begegnung, jedes Gespräch mit einem lieben Menschen sind viel wertvoller und immer eine Bereicherung.
Ich freue mich schon auf den nächsten Text von dir .